Home Schooling und Home Office

14. Februar 2021

Mobiles Arbeiten und Lernen - ein paar kritische Gedanken

Als ich persönlich bei meinem Arbeitgeber wegen 
Homeoffice vor über einem Jahr nachfragte, wurde mir unter 
verschiedensten fadenscheinigen Begründungen versucht zu erklären, 
warum dies ja grundsätzlich überhaupt nicht geht. Tja, und diesen März
hieß es dann plötzlich: "Du gehörst zur Risikogruppe, morgen holst Du Dir einen
Remote-Laptop und bist ab sofort zu Hause und arbeitest ausschließlich von dort."
Zum Glück bin ich zu Hause ja bereits bestens, o.k. sagen wir mal fast 
bestens ausgerüstet. An Material mangelt es sicherlich nicht, eher schon
 an der zur Verfügung stehenden Bandbreite. Leider hatte man es vor
 Jahren ja versäumt, hier in der Gemeinde Glasfaseranschlüsse bis zum 
Endpunkt zu bringen. Statt Fibre to the Building (FTTB) bzw. Home (FTTH) 
wurde lediglich auf die Übergangslösung vDSL gesetzt. Klar, laut den 
Definitionen der Bayerischen Staats-Regierung und deren Förderprogramm
 ist vDSL ja auch schnelles Internet. Nur habe ich z.B. als Freischaffender
ITler und Geschäftskunde bei der Telekom hier ganz andere Anforderungen
 in Sachen Bandbreite, Verfügbarkeit und Geschwindigkeit. Die vorhandenen Verbindungsraten sind für zwei im Homeoffice und wenn es darauf ankommt
noch eine dritte Person im Homeschooling zum Teil schon mehr als dürftig.


Sagte ich gerade Homeschooling? Ja ein sehr interessantes Thema, bei dem
 es leider erfahrungsgemäß an vielen Ecken krankt. Aber das ist ja zum 
Großteil Ländersache, also Bayerische Bildungspolitik. Nicht nur, dass 
es an einem grundlegenden Bildungskonzept in Sachen digitales und remote
organisiertes Lernen mangelt. Manchen Lehrkräften und dem zur Verfügung 
stehenden Schulbuchmaterial fehlt es an Aktualität. So hatte ich im 
September in einem Realschul IT-Fachbuch Dinge lesen dürfen wie "
Ortstarif und Modemeinwahl zum Abholen und Versenden von elektronischer
Post". Tja und damit das künftig besser läuft, wurde uns Eltern dann
 dringendst empfohlen, damit der Tochter kein Nachteil entsteht, mögen
wir doch bitte auch so ein super tolles iPad mit Stift für knappe 1.000€
kaufen. Was kommt dann als nächstes? Eine Lizenz für ein Officepaket?
Lizenzen für digitale Schulbücher? Nutzungslizenz für ein WLAN in der
Schule? Also mir fehlt hier leider ein zugrundeliegendes Konzept.
Alleine mit teurer Consumer-Tabletts und properitären Softwareangeboten
aus Übersee werden wir unsere Kinder wohl nur unschwer fit machen für
die Herausforderungen des lebenslange Lernen und Arbeiten im 21.
Jahrhundert. Dass in Sachen mobiles Lernen dann die letzten sechs Monate
kaum etwas substanzielles weiterentwickelt wurde und vielmehr uns Eltern
Dinge abverlangt werden, die wir in der schulischen Ausbildung in aller
Regel so nicht erlernt hatte. Ja irgendwie werden wir das schon hinbekommen.


An der Grundschule Pliening zeichnet sich neuerdings eine positive Entwicklung ab: Es haben Eltern inzwischen in viel Eigeninitiative gebrauchte und gespendete Laptops hergerichtet und die offenbar für das Lernen auch schon von kleinen Kindern geeignete Software "Teams" aufgespielt. Sie helfen einander und bei der Schulleitung gehen neben einigen negativen auch viel zustimmende E-Mails ein. Artikel hierzu https://www.merkur.de/lokales/ebersberg/pliening-ort377251/corona-lockdown-homeschooling-schule-eltern-unterstuetzen-lehrer-ebersberg-pliening-90189047.html

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